O rei dos ratos no Brasil

Pernambués

Ich weiß noch genau, wie wir in der Schule über Brasilien und Favelas geredet haben. Hier vor Ort fühlt sich der Begriff falsch und respektlos an. Klar, im Gegensatz zu den Gated Communities und schicken, modernen Hochhäusern, wirken die bunten, kleinen Häusergruppen oft ärmlich. Zumal beide Welten oft nur von einer Doppel-Fahrbahn getrennt sind.

Aber diese Viertel sind definitiv die Lebendigeren. Meist sitzen Leute vor Obstläden, Autowerkstätten oder Autowasch-Services auf Plastikstühlen. Musik wird gespielt. Man sieht auch mal Kinder – und nicht nur die frisierten Hündchen der Condo-Bewohner.
Und nicht umsonst werden diese Orte deshalb inzwischen als Comunidades bezeichnet – was einen ganz guten Eindruck von den sehr Dorf-ähnlichen Strukturen vermittelt. Oder eben bairros (Kiez oder Viertel).

Am gleichen Tag, in dem wir in Candeal waren (einem ehemaligen Probemviertel), haben wir auch Pernambués besucht. Dieser Stadtteil von Salvador hatte nicht das Glück, vom berühmtesten Sohn der Community mit finanziellen Mitteln renoviert und restrukturiert zu werden. Aber trotzdem haben sich die Bewohner zu Initiativen zusammen geschlossen. Mit dem Goethe haben wir einen Community-Treffpunkt besucht, in dem Frauen nähen lernen. Im Atelier werden außerdem ihre Taschen verkauft, die aus recycelten Materialien genäht werden. Außerdem dient das Atelier ihren Kindern als Übungsraum für Percussiongruppen.

Im Hintergrund steht die Familie, die diesen Treffpunkt betreut.
Im Anschluss gab’s Erdnusseis (das Leberwurst-Farbene). Noch besser: Goiaba (Guave) in Eisform – super-lecker!
Danach sind wir noch ein bisschen durch’s Viertel geschlendert.

Ich war ziemlich glücklich über diesen Besuch, weil diese Viertel normalerweise kein Orte sind, die wir als Gringos ohne Voranmeldung besuchen sollten. Überhaupt werden wir in Brasilien ständig gewarnt, unsere Handys öffentlich zu zeigen. In Pernambués, dank der Begleitung durch das bahaianische Kulturministerium, Goethe und die Anwohner ging aber genau das ausnahmsweise doch.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2024 O rei dos ratos no Brasil

Thema von Anders Norén