O rei dos ratos no Brasil

Narrativas Africanas E Games

Ein interdisziplinärer Austausch zwischen Games-Entwicklern und anderen Bereichen ist super wichtig und so viel spannender als die meisten inzestuösen Talks aus der Branche. Wie sehr mir das in Deutschland fehlt, habe ich bei diesem Panel wieder mal bemerkt. Wir waren zusammen mit Leonel Henckes vom Goethe (der Alles für uns übersetzt hat! <3 ) bei einer Paneldiskussion namens „Narritivas Africanas e Games“.

Die Teilnehmer

Und schon die Speaker waren definitiv spannende Persönlichkeiten:

  • Katiúscia Ribeiro, eine afrikanische Philosophin und Historikerin, die besonders die Ursprünge der Philosophie bei den alten Ägyptern und deren Einfluss auf die westliche und afrikanische Welt beschrieben hat
  • Filipe Pereira, Spieleentwickler beim AOCA Game Lab und Professor für Digitale Spiele an einer der beiden öffentlichen Hochschulen hier
  • Zezé Olukemi, Game Designer und Grafiker (hat aber eigentlich mehr über Philosophie und Candomblé gesagt)
  • Lêmba Dyala, Candomblé-Priester (des Leopardenordens des Königreichs Kongo)
  • Und Lázaro Cunha, der gelernter Ingenieur, Philosoph und Historiker hat durch den Abend geführt
Bild: ITAN Game Development https://www.instagram.com/itan.dev/

Wie Panels in Brasilien funktionieren

Zuerst mal muss ich was dazu sagen, wie Panel hier geführt werden. Es ist nicht wie bei uns, dass der Moderator kurz die Teilnehmer einführt und alle wild über Themen diskutieren. In Brasilien funktionieren Panels eher so: Jeder hält 20 Minuten lang einen Monolog zu seinem Thema, danach gibt es einen kleinen Austausch zwischen den Panelteilnehmern und am Ende stellt das Publikum seine Fragen oder monologisiert auch ein paar Gedanken.

Irgendwie ist es nett, weil jeder so seine Redezeit hat, wo niemand reinquatscht. Aber irgendwie auch komisch langatmig ohne dynamischen Austausch, weil dann immer die anderen teilweise eineinhalb Stunden warten müssen, bis sie was sagen können. Nicht mein Favorite.

Worum ging’s?

Letztlich war es mal wieder spannend zu hören, was man alles mit Spielen machen KÖNNTE. Games als Kulturvermittler von afrikanischen Mythen, Symbolik, Geschichte, Respekt und Identität. Das riesen Potential den Candomble (afrikanische Religion) und die Orixás (Götter) durch Games zugänglich zu machen und außerdem das Loch zu füllen auch etwas über das zeitgenössische Afrika oder afrikanische Achievements zu vermitteln. Aber auch Game-Technologie als Türöffner für eine ganze Generation und die Möglichkeit Technologie zugänglicher, menschlicher zu machen.

Gleichzeitig ging es viel um die weiße, europäische Perspektive, die alles dominiert und geschichtliche Fakten auch zu eigenen Gunsten umdeutet. Und das größte Problem: Wenn es mal Spiele über afrikanische Themen gibt, dann sind es doch oft die Buschhütten-Jump’n’Runs – auch aus Afrika selbst – die bis heute das eher rückständige Image zementieren.

Gibt es mal spannende Schwarze Games, dann ist es schwer für die Narrative eine breite Käuferschicht zu finden. Der Spieleentwickler Filipe sagt, entweder müssen die Entwickler lernen, auch für Weiße interessanter zu werden. Oder selbst mehr kaufen. Und ab hier wird es spannend, weil einfach klar ist, dass es mehr Schwarze Spieleentwickler – aber auch Schwarze Konsumenten von Games und laute Kritiker braucht. Das Problem ist aber laut Filipe auch oft die Presse, die sich eher für die traurige Geschichte der Entwickler interessiert, als für das eigentliche Game.

Fazit

Games als Empowerment einer ganzen Generation! Games als Träger uralter Narrativen! Games und Technologie für alle! Im Prinzip eine Diskussion die wir überall hätten führen können und müssen. Das Potential ist so groß, dass uns als Entwickler das Herz weit wird.

Aber klar ist leider auch, wie schwierig es ist, was verdammt nochmal Tiefergehendes mit Games zu machen. Der Käufer will unterhalten werden. Investitionen für Games werden zwar mehr (auch in Bahia), aber da geht es in erster Linie um Games als Wirtschaftsgüter und Technologietreiber.
Ich denke aber, je mehr Diskussionen über die narrativen Möglichkeiten und die Bedeutung dieser Inhalte geführt werden, desto mehr werden auch Entwickler und Studenten an diese Narrativen heran wachsen. Ich würde mir jedenfalls Panels mit diesen Inhalten auch mehr in Deutschland wünschen!

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