Warum spielen Frauen nur Kram?

Dieser Blogpost ist eine Antwort auf Scheinproblems "Frauen die Computer spielen... "-Posting. Er war als kurzer Kommentar zu ihrem Text gedacht, irgendwie wurde dann aber mehr daraus.

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Über das Thema denke ich auch ziemlich oft nach - Frauen und Computerspiele. Obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, wie man als Frau eigentlich einen explizit weiblichen Gamerblog führt - mit Herzchen und Sims? - Klischee! Ansonsten ist das aber wieder nichts anderes als der von den männlichen Kollegen. Und wozu dann überhaupt noch?

Bei meinen Mentalanalysen bin ich zu folgender Erkenntnis gelangt:

1. Nur wenige Frauen würden sich als Gamer bezeichnen. Dem Begriff haftet einfach ein ziemliches Schmuddelimage an ("Gamer stinken"). Außerdem spielen Mädchen nicht, das ist nämlich Zeitverschwendung. Ich spreche aus Erfahrung, die meisten meiner Freundinnen sind nämlich keine Spieler und betonen das mit der Zeitverschwendung sehr vehement! Was sehr schmerzt - ich bin nämlich SpielentwicklerIN.
Interessanterweise sieht man sie aber oft auf dem Handy oder Facebook "Kram" daddeln. Okay, das ist eben kein Spielen, sondern....

2. Es gab mal eine Zeit, da waren wir alle Gamer. Im Kindergarten waren alle kleine Nintendo-Cracks und haben unabhängig von ihrem Geschlecht Street Fighter, Fußball, Mario, Zelda, Metroid, etc. gespielt. Ich weiß nicht, ab welchem Alter sich die meisten Mädchen abgewandt und etwas Sinnvolleres gemacht haben. Jungs haben gespielt ("Zeitverschwendung") und viele Mädchen haben Spiele dafür interessanterweise gegen Keine-Hobbies wie Schminken, Freunde treffen und Disco ausgetauscht. Davon abweichende Individuen waren immer etwas sonderbar.
Jungs/Männer sind und bleiben eben die Spielkinder, während es Mädchen zugeschrieben wird, still und vernünftig zu sein. Das ist die üble Genderfalle: Schreist du als Mann: "Scheiße" bist du irgendwie verrückt und cool. Bist du als Frau laut und durchsetzungsfreudig, ist das meistens irgendwie abartig und so unfeminin. Weswegen viele Frauen dann auch eher konsumieren und brav sind. Während Männer eher zu Extremen neigen, die sie dann auch ausleben. Das ist ein ziemliches Klischee, trifft aber auf viele Frauen und Männer, die ich kenne, ganz gut zu. Leider!

3. Vom netten Nintendo, dass irgendwie für alle war, haben sich Computerspiele, zumindest in der westlichen Welt, ziemlich schnell ein Standardpublikum erschlossen: Pubertierende Jungs. Und auf die wurden Spiele auch angepasst. Noch so ein Grund, weshalb es total peinlich ist, sich als Gamer zu bezeichnen. Tiefergehende Inhalte sucht man vergeblich und die meisten Charakterdesigns (Nacktelfen) und Settings (Weltkrieg, Sci-Fi) sind doch sehr stark auf die Vorlieben einer (vermeintlichen) Zielgruppe ausgerichtet.
Glücklicherweise ist das sehr stark im Wandel. Frauen sollen als Zielgruppe wieder erschlossen werden, dank Wimmelbild, Colour Matching und Social Gaming - Kram halt. Das nervt zwar und ist total klischeehaft, aber wenigstens rutschen viele "Nichtspieler" so mehr ins Spielen hinein. Vielleicht wird ja statt Kram bald was richtiges gezockt.
So kann man die Hoffnung haben, dass die Sache mit dem Spieleentwickeln auch bei Mädchen Begeisterung auslöst, weil es mehr Mädels gibt, die spielen. Und weil mehr Frauen Spiele machen und dafür sorgen, dass die Inhalte nicht so einseitig sexualisiert sind ("Mehr nackte Männer!" haha), werden auch mehr Mädels gefallen daran finden. Circle of Gaming. So weit meine Theorie.

Ich glaube übrigens darin auch den Grund zu erkennen, weshalb mehr Frauen Kram spielen (tolle Genredefinierung, danke Jagoda Froer): Denen fehlt einfach die Erfahrung. Wem es an Spielpraxis mangelt, der greift eben erst mal zu Kram, anders kommt man in die üblichen Mechanismen gar nicht rein. Obwohl die meisten richtigen Spiele auch immer mehr zu Kram werden, um sie zugänglicher zu machen...

Ich bin übrigens ganz, ganz großer Witcher-Fan und habe alle Sexkarten gesammelt! Ich kann dieses Spiel dafür zwar auch sehr gut bashen, aber Mechaniosmen wie diese ganz gut ignorieren, wenn der Rest stimmt. Und Geralt ist ja auch ganz schick, oder ....

Comments 3

  • Ein Argument das ich immer höre, nicht zuletzt von meiner angetrauten, ist dass diese Spiele einfach deutlich zugänglicher sind. Man muss da nichts lernen, um es spielen zu können und trotzdem kann man eine Menge Zeit damit totschlagen und eine Zen-artige Meisterschaft erreichen. Männer dagegen sind ja eher erst dann zufrieden, wenn eine Anleitung im Telefonbuchformat nötig ist, das Spiel zu spielen oder eben dutzende an Internet-Guides gewältzt werden müssen. Gerade das verächtliche Bashen auf die neusten Änderungen in WoW sprechen da ja mal wieder Bände. Abgesehen davon sind Frauen deutlich empfänglicher für die emotionale Ebene zwischen den Charakteren. Der üblichen Zielgruppe - also pubertierende Kerls - geht das gepflegt am Allerwertesten vorbei. Keine Kunst, wenn man der neuronalen Forschung glauben will, kriegen gerade die eh nix von zwischenmenschlicher Interaktion mit...
    Unterm Strich glaube ich, dass neben den angesprochenen Gründen ("Ich spiele doch nicht!") sich einfach die Wahrnehmung des Gesehenen bei den Geschlechtern deutlich unterscheidet. Und gerade die weibliche Perspektive ist, schon aufgrund der Zusammensetzung der Macher, da häufig regelrecht ausgefiltert. Das kann Hollywood besser - da gibt es auch in den Action-Filmen Aspekte, die Frauen ansprechen, sei es eine dezente Liebesgeschichte, zwiespältige Charaktere oder unterhaltsame Sidekicks. Daher behaupte ich mal, die Antwort muss nicht sein, dass man getrennte Spiele für Jungs und Mädls macht, sondern es muss einfach etwas für beide einfließen.

  • Teilweise schon als Antwort auf das Posting bei Scheinprobleme.. aber auch nochmal hier kurz:

    Als wahrhaftige "Gamer(IN)" (auch wenn ich mich selber nie als Gamer(in) bezeichnen würde.. weil das irgendwie.. ka so ein wie du schon gesagst hast ein Begriff ist dem immer noch ein gewisses Schmuddelimage anhängt und außerdem ein TOTAL männlicher Begriff ist.. irgendwie.. find ich) habe ich einfach nicht das Bedürfnis im Internet überall rumzuposten "Guckt mal ich spiele PC/Konsolenspiele und bin weiblich!“

    Zum einen hat es niemanden zu interessieren ob ich nun Weiblich oder Männlich bin wenn ich irgendwo mein Senf dazugebe und zum anderen glaubt man einem gar nicht das man eine Frau ist wenn man z.B. in einem Forum postet! Mir fallen viele Momente ein, in denen ich z.B. doch mal angemerkt hab dass ich nicht „him/he“ bin sondern „her/she“ und im Normalfall bekommt man eine Antwort im Sinne von „POIDH/Pics or it didnt happen!“ oder „there are no woman in the interwebz!“

    Man wird als Frau auch total komisch von anderen angeguckt wenn man sagt man spielt Computerspiele.. ist mir mal aufgefallen. Was ist denn am Computerspielen anders als "Wenn ich Abends heimkomm guck ich Grey's Anatomy"?

    Ich spiele selber Konsolenspiele (meist Rollenspiele) und seit über 5 Jahren FFXI (MMO), mit meinem Freund zusammen. Es gibt einige Frauen dort, aber die erzählen dass nicht jedem mit dem sie etwas zusammen machen, warum auch. Ich spiele auch gern auf dem Handy spiele, aber das nur wenn ich z.B. im Zug unterwegs bin und grad kein Bock auf lesen hab :) Ok.. ich hab auch ein paar dieser Browsergames gespielt (den ganzen Kram halt :D ) aber nunja.. ganz ehrlich das war meine Beschäftigung wenn ich im MMO auf Leute gewartet hab XD aber solche Spiele werden so schnell langweilig und nervig.. aber das ist wohl das Spielprinzip.

    Ich persönlich brauch keine "Frauenspiele" wobei mein Lieblingspielegenre (RPG) wohl ansich schon Frauen als auch Männer anspricht :)

  • Super Artikel, kann nur zustimmen (soweit ich das als "männlicher Gamer" beurteilen kann ;) ).